"Enthüllungen": Hundeglück-lich mit Lucci

                                               Aus Lucio wurde Lucci


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                          Lucci – Hundeglücklich mit Umweg 

Charly, der alte, geliebte Hund meiner Eltern war gestorben.

Meine Mutter wollte gern wieder einen kleinen Fellfreund an ihrer Seite haben.

Auch mein Vater, der damals schon an einer beginnenden Demenz erkrankt war, wollte gerne wieder einen Hund.

Meine Eltern hatten Charly über den tollen Verein Tierhilfe Hundeglück e.V. adoptiert. Für uns war klar, dass auch der neue Hund aus dem Tierschutz kommen sollte. Lucci (damals noch Lucio) befand sich ganz in der Nähe auf einer Pflegestelle. Schon beim ersten Besuch wickelte der kleine Clown meine Eltern unwiderruflich um den kleinen Finger. Kurze Zeit später zog er bei ihnen ein.

Lucci war vom ersten Tag an ein totaler Sonnenschein! Freundlich zu Mensch und Hund, eroberte sofort das Sofa und ordnete meine Eltern zum stundenlangen Dauerkraulen ab.

Wenn es ans Spazierengehen ging, hörte seine Kooperationsbereitschaft allerdings auf.

Brustgeschirr und Leine wurden gezückt: Lucci war weg.

Er entfernte sich nie mehr als zwei oder drei Meter, diese Distanz hielt er jedoch konstant bei.

Nur mit List und Tücke konnte man ihn einfangen und ihm dann doch noch das Geschirr anlegen.

Vor der Haustür gingen die Herausforderungen weiter: Leinenführigkeit und Abrufbarkeit.

Das müssen natürlich die allermeisten Hunde erst lernen und Lucci war ja erst gut ein Jahr alt und noch sehr neugierig und verspielt. Allerdings zog er in seiner verspielten Art an der Leine wie ein Elch.

Und das in ständig wechselnde Richtungen. Abrufen? Ja, versuchen kann man das, aber den Hund interessierte das Gerufe kein Stück. Auch seinen Namen schien er draußen schlagartig vergessen zu haben.

Meine Eltern waren ratlos: „Nun hat der Bengel doch schon so große Ohren, warum hört er denn nicht?!“

Wir organisierten einen Hundetrainer, mit professioneller Anleitung und bestem Käse bewaffnet klappte es nach und nach besser.

Doch dann, nach ca. 3 Wochen, der Schock! Mein Papa, eingeschränkt durch seine Erkrankung, hatte Lucci entwischen lassen. Der Hund läuft zwar nicht weit weg, lässt sich aber, typisch Lucci, weder abrufen noch einfangen. Nach ca. einer Stunde war er dann wieder gesichert und lag auf dem Sofa, als könne er kein Wässerchen trüben.

Überhaupt ist Lucci im Haus ein Traum von Hund, er ist total entspannt, bellt nicht, kuschelt viel und schafft es ganz nebenbei jeden Tag, dass man einfach über ihn lachen muss. Und man merkt ihm an, wie er sich darüber freut.

Meine Mutter versuchte weiterhin sehr motiviert mit Lucci zu üben, doch leider verschlechterte sich der Zustand meines Vaters schnell und es kam immer häufiger dazu, dass der kleine Clown entwischen konnte und gesucht werden musste. Erschöpft durch die Doppelbelastung, entschloss meine Mutter schließlich schweren Herzens, Lucci abzugeben. Er sollte in einer Familie leben, die ihm mehr gerecht werden kann.


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Ich konnte die Entscheidung natürlich total verstehen. Aber für mich fühlte es sich an wie Hochverrat an dem kleinen Kerl. Die Vorstellung, Lucci nicht mehr zu sehen, war einfach nur schrecklich für mich.

Zusammen mit Bärbel Elam vom Verein Tierhilfe Hundeglück e.V. suchten wir fieberhaft nach einer guten Lösung. Immer wieder beschäftigte mich der Gedanke, ob ich Lucci nicht selbst aufnehmen und in mein Rudel integrieren könnte. Meine drei eigenen Hunde wären kein Problem, allerdings hatte Lucci bei seinen bisherigen Besuchen seine Jagdleidenschaft entdeckt - auf unsere Katzen. Und die gehören ja nun mal auch zur Familie! Der Zaun müsste ausgebaut werden. Der reichte für unsere drei Hunde, Lucci würde ihn im Handumdrehen überwunden haben. Und und und. Und die wichtigste Frage: was würde meine Frau dazu sagen? Ich arbeite auswärts, sie hätte zusätzlich zu unseren drei Hunden Pausenclown und Ausbrecherkönig Lucci, den sie im Auge behalten müsste.

So verging einige Zeit und es gab Anfragen für Lucci. Zwei Familien sagten ab, eine Interessentin kam zu Besuch, entschied dann aber sehr ehrlich und selbstreflektiert, dass Lucci nicht ihr Seelenhund sei.

Dann rief meine Mutter an: Eine Familie war gekommen, um Lucci kennen zu lernen. Sie waren sofort begeistert und wollten ihn direkt Anfang der kommenden Woche abholen. Ich musste mich erstmal setzen - dann brach ich in Tränen aus. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, entschied ich, dass ich vor der Abholung nicht noch einmal zu meinen Eltern fahren würde. Ich würde es einfach nicht aushalten, Lucci wissentlich das letzte Mal zu sehen.

Der vereinbarte Tag kam immer näher, und immer schlimmer drückte es mir auf Herz und Hals. Warum machte mir die bevorstehende Trennung von Lucci nur so zu schaffen?

Vielleicht weil er mich an meine verstorbene Hündin Ringa erinnerte? Optisch mit Sicherheit….

Am Montag der Woche, in der Lucci abgeholt werden würde, ein Anruf von Bärbel Elam: „Die Familie hat abgesagt.“ Oh Gott, was für eine Erleichterung! Ich sah meine Frau an, meine Frau sah mich an.

Gleichzeitig sagten wir: „Holen wir ihn her, wir versuchen es“! 

Gesagt, getan, ich holte Lucci bei meinen Eltern ab und versprach, ihn abends wiederzubringen. Jetzt wird es also ernst! Wie schon angenommen, waren die Hunde kein Problem! Bero, Rosi und Clara begrüßten Lucci, wie einen alten Kumpel. Dann der große Moment: Ich führte Lucci angeleint ins Haus. Bei Luccis letzten Besuch ging jetzt das Gezeter los: Unsere Katzen flüchteten schreiend in alle Himmelsrichtungen, während Lucci an der Leine zerrte und sich heiser bellte.

Und heute? Nichts! Lucci beobachtete die Katzen, war interessiert und hätte auch gerne mit ihnen gespielt, aber er war respektvoll! Mir fiel ein Stein vom Herzen, vielleicht gibt es doch eine Chance für uns. Am Abend brachte ich Lucci wieder zu meinen Eltern, er war zufrieden, freute sich, meine Eltern wiederzusehen. Aber als ich wegfuhr, saß er am Fenster und bellte mir nach. Als würde er sagen wollen: Hey, Moment! Du hast mich vergessen!

Ein paar Tage später stand das Pfingstfest 2020 an, ich hatte ein paar Tage frei…jetzt oder nie… Ich fuhr erneut zu meinen Eltern und holte Lucci ab, der voller Freude auf seine Hundekumpel zustürmte und sich abends zufrieden neben mir aufs Sofa kuschelte.

Seitdem war Lucci schon oft wieder bei meinen Eltern, aber immer nur zu Besuch. Und wenn ich wegfahre, sitzt mein kleiner Copilot nicht mehr am Fenster, sondern auf dem Beifahrersitz neben mir.

 

Vielen, lieben Dank, an die Autorin!

 Kaddi - die Hundemama von Lucci - hat diese liebevoll geschriebene Story verfasst.


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